Medienmitteilung - Lehrpersonenmangel: Bildungsdirektion plant nur kurzfristig

Die Zürcher Bildungsdirektion hat heute Donnerstag zusätzliche Massnahmen gegen den Lehrpersonenmangel kommuniziert. Dabei zeigt sich: Die Direktion plant unter Regierungsrätin Silvia Steiner nur kurzfristig, um die Löcher in der Personaldecke zu stopfen. Eine zentrale Grundursache für den Lehrpersonenmangel im Kanton Zürich ist jedoch die permanente zeitliche Überlastung der Lehrpersonen. Dagegen braucht es langfristig wirksame Massnahmen im Berufsauftrag der Lehrpersonen. Ohne diese wird sich an der Mangelsituation nichts ändern.

Vorweg: Mit den heute kommunizierten Massnahmen zur Begleitung der unterrichtenden Personen ohne Lehrdiplom macht die Bildungsdirektion etwas richtig und entlastet die Schulen und die bestehenden Schulteams im kommenden Schuljahr, das enorm stark vom Lehrpersonenmangel geprägt sein wird.
Doch insgesamt bekämpfen die Massnahmen nur die Symptome des Lehrpersonenmangels und das nur kurzfristig. Keine der Massnahmen taugt dazu, den Mangel an Lehrpersonen und schulischen Fachkräften langfristig zu beheben. Der Grund dafür ist, dass sie eine zentrale Kernursache des Lehrpersonenmangels nicht angehen: die hohe Arbeitsbelastung und die seit Jahren ungelöste Überzeitproblematik bei den Lehrpersonen. Zahlreiche Lehrpersonen reduzierten und reduzieren zum Schutz vor einem Burn-out ihr Arbeitspensum. Eine Zürcher Volksschullehrperson leistet heute im Schnitt rund acht Wochen unbezahlte Überzeit, wie Arbeitszeiterhebungen belegen.


Der ZLV fordert deshalb seit Langem, die Arbeitsbedingungen für das Lehrpersonal der Volksschule ins Visier zu nehmen und die längst überfälligen Anpassungen am Berufsauftrag umzusetzen: Es braucht innerhalb der Jahresarbeitszeit eine höhere Zeitzuteilung für die wichtige Funktion der Klassenlehrpersonen und für die Vor- und Nachbereitung der Lektionen. Dazu ZLV-Präsident Christian Hugi: «Lehrpersonen brauchen mehr Zeit für ihr Kerngeschäft – nur so werden wir die permanente Überlastung der Lehrerinnen und Lehrer reduzieren können.» Der in den letzten Tagen für die Attraktivität des Lehrberufs oft diskutierte Faktor Lohn ist für den ZLV im Kanton Zürich nicht massgebend – es geht vielmehr darum, die zeitliche Belastung zu reduzieren.


Bisher gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Bildungsdirektion solche langfristig wirksamen Massnah-men in Betracht zieht. Wenn dies so bleibt, werden die kurzfristigen Pflästerli-Massnahmen verpuffen. Auch wenn sie die eine oder andere neue Person in den Lehrberuf bringen sollten, werden diese neuen Lehrerinnen und Lehrer mit der zeitlichen Überlastung konfrontiert werden und entweder wieder aussteigen oder ihre Pensen reduzieren. Deshalb: Bleibt die Bildungsdirektion untätig, gefährdet sie die Qualität der Zürcher Volksschule.


Kontakt für die Medien
Christian Hugi, Präsident ZLV: 076 580 70 97, christian.hugi@zlv.ch

Zusätzliche Informationen: www.zlv.ch/news www.zlv.ch/politik/berufsauftrag-1

Datum

10.06.2022