Verheerendes Signal an die Zürcher Lehrpersonen

Der Zürcher Kantonsrat hat heute Montag, 3. Juni 2024, mit der Ablehnung der Motion Ziegler ein verheerendes Signal an die Zürcher Lehrpersonen gesandt. Die Motion Ziegler wollte die für den Schulbetrieb zentralen Klassenlehrpersonen stärken und so deren Überlastung reduzieren. Ein positives Signal wäre umso wichtiger gewesen, weil die Zürcher Volksschule weiterhin mit einem gravierenden Lehrpersonenmangel kämpft.

Medienmitteilung vom 3. Juni 2024

Anfang Juli 2022 reichte GLP-Kantonsrat Christoph Ziegler als Erstunterzeichner eine Motion ein, mit der Forderung für die Funktion der Klassenlehrperson künftig 200 Stunden anzurechnen. Auch wenn der Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband ZLV eine höhere Dotation von 250 Stunden als begründet erachtet, unterstützte er die Motion Ziegler als einen Schritt in die richtige Richtung.

Der Kantonsrat hat die Motion heute Montag mit 87:88 Stimmen durch einen Stichentscheid des Ratspräsidenten (Jürg Sulser, SVP) verworfen. «Für die Zürcher Lehrpersonen ist das ein verheerendes Signal», sagt ZLV-Präsident Christian Hugi, «es wird nun noch schwieriger werden, junge Personen für den Lehrerberuf zu motivieren und die bestehenden Lehrpersonen im Beruf zu halten.»

Der ZLV ist tief enttäuscht von SVP, FDP und Mitte, welche die Motion ablehnten. «Schöne Worte, wie wichtig die Volksschule sei, helfen ihr nicht weiter», sagt Hugi. Zudem zieht das Argument nicht, es reiche bei administrativen Aufwänden zu reduzieren. Christian Hugi: «Die Hauptbelastung kommt aus dem Unterricht und den zahlreichen Arbeiten für die Klassenbetreuung, deshalb braucht es die höhere Stundendotation für Klassenlehrpersonen.»

Der ZLV wird sich nun darauf fokussieren, die Klassenlehrpersonen in der zurzeit laufenden Überarbeitung des Berufsauftrags zu stärken (auch dort geht es neben anderen Massnahmen um die Erhöhung der Stundendotation für die Klassenlehrpersonen). Die entsprechende Vorlage des Regierungsrats sollte in nächster Zeit publiziert werden. Wenn sie die Forderungen des ZLV zu wenig berücksichtigen sollte, wird sich der Verband überlegen müssen, sein bisher auf die politische Überzeugungsarbeit ausgerichtetes Engagement zu verschärfen.

Die Zürcher Lehrpersonen sind massiv überlastet. Sie leisten im Schnitt jedes Jahr bis zu 8 Wochen Überzeit. Besonders stark betrifft dies die Klassenlehrpersonen, die eine Vielzahl von für den schulischen Erfolg sehr wichtigen Aufgaben wahrnehmen – so sind sie die ersten Ansprechpersonen der Schülerinnen und Schüler und gewährleisten auch den Kontakt zu den Eltern.

Mit dem Stichentscheid des Ratspräsidenten hat der Kantonsrat heute zudem ein Postulat von FDP-Kantonsrat Marc Bourgeois angenommen. Dieses fordert Massnahmen, um den durchschnittlichen Beschäftigungsgrad in der Volksschule zu erhöhen. Für den ZLV sind die im Postulat vorgeschlagenen Massnahmen untauglich, um das an und für sich richtige Ziel zu erreichen. Ganz anders die Motion Ziegler, welche hierfür genau am richtigen Ort ansetzten wollte.

Datum

03.06.2024