Podcast «Zwüschestund»: Frisch aus dem Zürcher Schulalltag

«Zwüschestund» heisst der Podcast von Carmen D’Alpaos und Patricia Locher. Die beiden Sekundarlehrerinnen berichten mit viel Tempo und Witz aus ihrem Alltag einer Sekundarschule in Winterthur – ein Porträt der Macherinnen in fünf Punkten.

 

 

Text: Roland Schaller

«Wir haben das Gefühl, dass wir Lehrpersonen nicht richtig zu Wort kommen. Alle glauben, sie kennen die Schule, weil alle ja auch einmal zur Schule gingen. Wie der Schulalltag aber wirklich aussieht, darüber möchten wir berichten», sagt Carmen D’Alpaos. Sie ist 33 Jahre alt und unterrichtet seit acht Jahren als Klassenlehrerin eine Sek C mit einem 89-Prozent-Pensum.

«Wenn ich sage, ich bin Sek-Lehrerin, dann reagieren die Leute meist mit einem ‹Ui, das könnte ich nie, die heutige Jugend…›. Ich antworte dann: ‹Nein, es ist eigentlich der schönste Beruf.› Wir möchten den Leuten zeigen, wie lässig der Lehrberuf ist», ergänzt Patricia Locher. Sie ist 37 Jahre alt und unterrichtet seit zehn Jahren als Klassenlehrerin eine Sek B mit einem 97-Prozent-Pensum. Beide sind übrigens langjährige SekZH-Mitglieder.

 

1. Der Podcast

Seit Anfang 2024 erscheint der Podcast «Zwüschestund» alle zwei Wochen – ausser während der Schulferien – mit jeweils einem Thema wie beispielsweise Beurteilung und Zeugnisse, Berufswahl oder Selektion. Während 45 Minuten diskutieren Frau Locher und Frau D’Alpaos über das Thema der Sendung anhand ihrer eigenen Erfahrungen aus dem Schulalltag. Neben dem Podcast pflegen sie ein Instagram-Konto mit gleichem Namen.

Patricia Locher erzählt: «Wir möchten den Podcast sicher ein Jahr lang machen, bei gutem Erfolg natürlich länger. Wir haben uns für einen Zwei-Wochen-Rhythmus entschieden, aber der Aufwand ist gross. Wir überlegen uns jeweils, welche Themen wir in den nächsten zwei Monaten angehen wollen. Oft werfen wir unser Konzept aber wieder über den Haufen, weil etwas Aktuelles passiert.

Als Studio dient die Bibliothek des Schulhauses. Die Bücher schlucken den störenden Hall, so die beiden Macherinnen. Überhaupt produzieren sie den Podcast mit einfachen Mitteln. Carmen D’Alpaos schmunzelt: «Wir sind Laien, wir schwatzen einfach gerne.»

2. Die Idee

«Wir gehen oft zusammen mit anderen Lehrerkolleginnen zum Zmittag», berichtet Carmen D’Alpaos. Das Gespräch laufe immer auf Hochtouren, von wichtigen Themen bis zu lustigen Anekdoten aus dem Schulalltag. So kam den beiden die Idee für den Podcast.

«Für mich war klar, es muss entweder richtig gemacht werden, oder dann gar nicht», ist Patricia Locher überzeugt. Also eine einigermassen hörbare Aufnahmequalität und Werbung auf Social-Media, damit der Podcast auch gehört wird. «Ich sprach mit meinem Bruder, er produziert Musik als Hobby. Er half uns zu Beginn und noch heute macht er die Schlussproduktion des Podcast.

Bevor sie mit dem Podcast starteten, mussten sie die Einwilligung des Schulleiters, des Leiters Bildung und der Kommunikationsleiterin der Stadt Winterthur einholen. Sie informierten auch das VSA, das übrigens sehr positiv reagiert habe. Denn sie möchten mit dem Podcast auch junge Leute für den Lehrberuf motivieren. «Wir wollen zeigen, wie schön dieser Beruf ist, auch wenn er anstrengend ist», sagen beide unisono.

 

3. Die Zuhörer:innen

Gleich die erste Ausgabe verfolgten 700 Leute. Bis jetzt haben über 3000 Personen mindestens eine Folge gehört. Sie gehen aber eher bescheiden von 200 regelmässigen Hörer:innen aus. Dazu kommen dann je nach Thema weitere Hörer:innen und immer wieder neue Leute. «Die Rückmeldungen sind alle mega positiv», freuen sich Frau Locher und Frau D’Alpaos gemeinsam. Gerade PH-Studierende würden sagen: «Ah, so läuft das in der Sek!»

Als Zielgruppe sehen sie andere Lehrerinnen und Lehrer, PH-Student:innen, Bildungsinteressierte und Eltern. «Es wäre schön, wenn andere Lehrpersonen beim Zuhören merken: ‹Ah, uns geht es genau gleich.› Für gewisse Dinge gibt es keine rundum befriedigende Lösung und anderes kann man nicht noch besser machen. Unsere Hörer:innen sollen merken, niemand ist perfekt, alle sind auch einmal überfordert.» Davon ist Carmen D’Alpaos überzeugt.

Der Podcast ist aber auch eine Gratwanderung. Ihre Schüler:innen wissen nichts darüber – und das ist besser so. «Wir erzählen eben auch Sachen aus unseren Klassen, nicht mit den Namen der Schülerinnen und Schüler und auch nie abwertend. Aber sie würden sich selbst schon erkennen», vermutet Patricia Locher. Deshalb möchten sie den Namen ihres Schulhauses nicht bekannt geben.

 

4. Der Aufwand

Wie erwähnt, er ist gross. Konkret:

  • 2 Stunden für die Vorbereitung (Recherchen, Fragen). Hier wechseln sie sich ab. Eine halbe Stunde für die andere Person, um sich Antworten zu überlegen.
  • 2 Stunden für das Einrichten und Aufnehmen.
  • 1.5 Stunden für den Schnitt. Hier entfernen sie Stör- und Nebengeräusche, inhaltlich schneiden sie nichts heraus. Das Mastering macht dann eben der Bruder.
  • Eine halbe Stunde für das Hochladen auf die Plattform Podigee.
  • Ein bis zwei Stunden pro Woche für ihre Werbung, beispielsweise auf dem Insta-Account. Hier möchten sie deutlich mehr investieren.

 

5. Die Zukunft

Patricia Locher: «Dranbleiben und mehr Zuhörer:innen finden. Die Aufnahmequalität verbessern.»

Carmen D’Alpaos: «Auf Social Media mehr Werbung für uns machen. Gäste einladen.»

Und beide sagen zum Schluss: «Der Podcast ist für uns ein Hobby. Wir verdienen nichts damit. Im Gegenteil, wir geben Geld aus, für die Ausrüstung, für den Podcast-Host, für die Werbung. Deshalb sind wir durchaus offen für Produzent:innen, die uns unterstützen.»

 

Der Podcast Zwüschestund findet sich beispielsweise auf Spotify oder zwueschestund.podigee.io

Datum

20.06.2024