Lehrermangel verschärft sich weiter

Der Lehrpersonenmangel verstärkt sich seit Jahren. Trotzdem heisst es von Behördenseite kurz vor Schuljahresbeginn jeweils lapidar «alle Stellen besetzt».

Der Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband ZLV erfasst die auf dem Stellenportal des Zürcher Volksschulamts ausgeschriebenen Stellen akribisch. Heute stellen wir besorgt fest, dass aktuell rund 160 Stellen mehr ausgeschrieben sind als zur gleichen Zeit vor einem Jahr (17.05.2021 – 542 offene Stellen; 18.05.2020 – 376 offene Stellen).

Das Volksschulamt reagiert auf die deutliche Verschärfung der Situation zum wiederholten Mal mit einem wenig überzeugenden, rechnerischen Kniff und schreibt in seiner Information zur Stellensituation Volksschule Regelschule: «Wird der durchschnittliche Beschäftigungsgrad um 1 % erhöht, kann der Mehrbedarf an zusätzlichen Lehrpersonen um rund 250 gesenkt werden.» Der Haken an der Sache: Diese vermeintliche Lösung taugt in der Praxis nichts und ist reines Wunschdenken – wie die Entwicklung bei den offenen Stellen eindrücklich dokumentiert.

Der schwelende Mangel an Lehrpersonen führt dazu, dass Schulen nicht mehr aus mehreren Bewerbungen die für die offene Stelle geeignetste Lehrperson aussuchen können, was sich nachteilig auf die Qualität der Volksschule auswirkt. Der wichtigste Ansatzpunkt, um hier gegenzusteuern, ist der Berufsauftrag für Lehrpersonen. Untersuchungen (z.B. die AZE’19 des LCH) zeigen, dass eine grosse Mehrheit der Lehrpersonen seit Jahren unbezahlte Überzeit leistet, um den vielen Ansprüchen und Aufgaben gerecht zu werden. Jede vierte Lehrperson reduziert ihr eigentliches Wunschpensum, um sich so vor gesundheitlichen Folgen dieser Belastung zu schützen.

Der Berufsauftrag für Lehrpersonen muss darum dringend massgeblich verbessert werden. Zentral sind höhere Zeitkontingente im Tätigkeitsbereich «Unterricht» und für die Funktion als Klassenlehrpersonen. Nun braucht es endlich entsprechende politische Taten.

Datum

18.05.2021