Integration oder Trennung?

Die Integration steht unter Beschuss: Der Zürcher Kantonsrat stellt sie mit einer neuen Motion infrage. Doch statt Rückschritt braucht es gezielte Verbesserungen – dafür macht sich der ZLV stark.

Das Thema Integration hat im Moment viel Gegenwind. Anfang März 2025 hat der Zürcher Kantonsrat eine Motion angenommen, die für schwierig zu integrierende Schülerinnen und Schüler eine flächendeckende Rückkehr zu Kleinklassen fordert. Das heutige System der Integration sei gescheitert, sagen die Motionäre. Schwierige Kinder und Jugendliche müssten von den anderen getrennt unterrichtet werden, wie früher.

Ähnlich sehen es die Initianten der Förderklasseninitiative. Dies erstaunt nicht weiter – die Personen dahinter sind beinahe deckungsgleich wie bei der Motion. Vorerst ändert sich aber noch nichts: Die Motion liegt nun beim Regierungsrat. Dieser hat zwei Jahre Zeit, darauf zu antworten. Wie es danach weitergeht, hängt von seiner Antwort ab. Auch bei der Förderklasseninitiative zeichnet sich noch ein längerer politischer Prozess ab.  

Wir haben deshalb Ende Februar 2025 die Themen Heterogenität und Integration in den Mittelpunkt des traditionellen ZLV-Apéros für die Kantonsratsmitglieder im Rathaus am Bullingerplatz gestellt. Eine gute Gelegenheit für den ZLV, vor über 40 Parlamentsmitgliedern darzulegen, weshalb wir den Integrationsweg unterstützen. Ganz wichtig für uns: Die Wissenschaft sagt klar, dass der Unterricht in Regelklassen für die allermeisten Schülerinnen und Schüler sowie für Schule und Gesellschaft zu besseren Resultaten führen.  

Erstaunlich ist, wie wenig diese wissenschaftlichen Erkenntnisse im politischen Diskurs zum Tragen kommen. In der Problemanalyse stimmen noch fast alle überein. Die Schülerinnen und Schüler haben heute sehr unterschiedliche Bedürfnisse – die Heterogenität ist gestiegen, auch die Verhaltensauffälligkeiten haben zugenommen. Dies erschwert das Unterrichten. Doch bei der Lösung scheiden sich die Geister: Zukunft oder Vergangenheit, Integration oder Trennung, Wissenschaft oder Anekdotisches?  

Der ZLV bekräftigt, dass Handlungsbedarf besteht. Nach 20 Jahren Integration braucht es dringend Anpassungen an die geänderten Rahmenbedingungen. Wir müssen aus den Erfahrungen die richtigen Schlüsse ziehen. Das Kind mit dem Bad auszuschütten, wie es die Motion und die Initiative vorhaben, gehört definitiv zu den falschen Schlüssen.  

Für den ZLV ist klar: Die Integration ist der richtige Weg, und sie kann gelingen. Dafür braucht es einen pragmatischen und differenzierten Lösungsansatz. Zentral sind mehr Ressourcen für niederschwellige, rasch einsetzbare Massnahmen wie den erweiterten Lernraum. Mit gezielten Verbesserungen am Berufsauftrag liesse sich dies lösen. Kleinklassen haben ebenfalls ihre Berechtigung, aber ergänzend (wie heute bereits möglich) und nicht flächendeckend. Unsere Erfahrungen aus dem Schulalltag werden wir nun in den politischen Prozess einbringen, zusammen mit anderen differenziert argumentierenden Akteuren wie dem Verband der Schulleitenden. 

Lena Fleisch 
Präsidentin ZLV 

Zum ZLV Positionspapier Heterogenität & Integration 

Zum Argumentarium gegen die Förderklasseninitiative 

Datum

10.03.2025